Nach 5 Monaten verstehe ich mit einem mal, wonach ich so lange gesucht habe und wofür ich 10000km durchs Land gedieselt bin. Klar war die Zeit aufregend und abwechslungsreich. Aber am Ende steht immer das Ziel. Kombucha. Mit viel Zucker. Vor sechseinhalb Jahren haben wir auf einer schweizer Almhütte ein italienisches Pärchen kennen gelernt, die dort neben Milch und Käse auch einen schwimmenden glubberpilz in Tee aufbewahrt haben. Wenn man ihn mit Zucker füttert, fermentiert er diesen zu einem säuerlichen gebräu und kalbt zum Dank eine neue Schicht seiner selbst an der Teeoberfläche. Die Schweizer haben uns aus lauter Gastfreundschaft ein Stück davon abgegeben. Ich habe es geliebt. Und irgendwann zu Tode gepflegt.
Wie wir so bei staël saßen, bot sie uns allerhand Getränke an, von Bier bis Chlordioxid. Sie hat auch Swimmingpool-Reiniger in homöopathischer Dosierung im Angebot, wovon ich tatsächlich einen Schluck nahm. Jetzt krieg ich mein drittes Auge kaum noch zu. Und Kombucha. Wir haben noch sechs Zitronen mit dem Zeug in den Mixer getan und tolle limonade gemacht. Ich hab später trotzdem noch ein bier genommen.
Ich liebe das Meer wirklich. Nirgendwo anders ist das Yoga so kraftvoll, schmeckt die Zigarette so gut. Macht das Bier so blau. Das leben auf Reisen ist nicht unbedingt gesünder, als das leben zu Hause. Fett sind wir geworden. Zugenommen haben wir. Insgesamt bestimmt 10kg. Nur den Kindern sieht man es nicht an, die kompensieren nach oben. Nach dem wundervollen Wochenende auf der facienda haben wir noch mit Edu und jurema eine Bootstour gemacht. Die alte flussbarke ist ein bisschen träge und das Benzin reicht ca. 2 Stunden. Jurema erzählt, dass sie einmal eineinviertel Stunden flussaufwärts gefahren sind und dann ist auf dem Rückweg der Sprit auf den letzten Meter ausgegangen. Das kann uns nicht passieren, wir denken diesmal an Reserven. Oben am Fluss machen wir badeoause, die Kinder springen vom boot, das Wasser glänzt golden im Sonnenuntergang. Allmählich wird es dunkel und beim Anlässen des Motors reißt das Starterkabel. Wir paddeln durch die Nacht. Keine Mücken, nur Fledermäuse und Glühwürmchen. Sterne und Sternschnuppen.
Edo zeigt mir einen Knoten aus der Wanderer-Trickkiste. De caminhar. Damit kann ich endlich ein gespanntes kletternetz für die Kinder knüpfen. Er lädt uns ein, in ihn auf der Kaffefarm zu besuchen. Wir kommen gerne, bringen jurema mit. Sie hat gestern auf die Kinder aufgepasst, während wir einkaufen waren. Endlich mal wieder Swimmingpool.
Achja, unsere Geburtstage weisen uns die Zukunft. Und… Ich hab’s! Ab jetzt wird alles einfacher. Aber nicht, wenn ich Kartoffeln Pflanze. Dann ernte ich nämlich… Kartoffeln.